Montag, Dezember 27, 2004

Fazit eines Kurzbesuches

Ich war mal wieder in meiner Geburtsstadt Nordhausen in Thüringen, von wo ich mit meinen Eltern vor fast 4 Jahren hier her zog.
Dieses Mal habe ich auch viel Dunkles und Bedrückendes gesehen. Zum Beispiel das Treffen mit meinen Freunden. Es ist ein Phänomen, wie sehr man nach 4 Jahren Abwesenheit und trotz des Faktes, dass man sich völlig unterschiedlich entwickelt hat, immernoch auf einer Wellenlänge liegt. Wir sind Abends rumgelaufen um was zu finden, wo man sich reinsetzen kann. Auf dem Weg haben wir irgendwelche Kumpels von irgendwelchen Bekannten getroffen, die uns inmitten von irgendwelchen runtergekommenen Neubaublocks zum Kiffen eingeladen haben. So wie man sich halt das ostdeutsche Milleau vorstellt. Meine Kumpels unterdessen, unterhalten sich fast nur noch über Counterstrike und Fußball. Dazwischen dieser allgegenwärtige Zynismus. Es geht nicht um Humor dabei, sondern darum, das Erlebte zu verarbeiten. Oder wie Markus Wiebusch sagte: "der derbe Humor, der den Wahnsinn kompensiert". Auf einmal fand ich mich in einer Teestube der evangelischen Allianz wieder. Strangerweise scheint diese für Westverhältnisse nicht sehr anziehende Einrichtung, für viele ein Anlaufpunkt zu sein. Aber ich kann mir vorstellen, dass die 3 Leute, die dort höchstens arbeiten werden, vollkommen überfordert sind und das eher Mitarbeiter nach Westen ziehen, als dass Missionare aus dem Westen nachkommen.
Gruselige Geschichten höre ich von alten Klassenkameraden (sagt man das, oder gibts mittlerweile ein eleganteres, "unpreußischeres" Wort dafür?). Ein Punk, der Anfangs nur keine Lust auf Lernen hatte ist mittlerweile total abgestürzt. Er dürfte wohl gar keinen Abschluß oder Ausbildung haben ist dauerbesoffen und kokainabhängig. Anscheinend ist der total fertig.
Es waren noch mehr Geschichten die mich gestern Abend mit einer großen "Schwere" auf dem Herzen nach Hause haben gehen lassen. Ich habe daran gedacht, dass ich mich viel zu abhängig von der Meinung der Leute gemacht habe, dass ich geschwiegen habe, wo ich hätte Hoffnung weiterzugeben hatte. Mir wurde klar, wie wichtig es ist seinen Platz auszufüllen. Das zu tun, wozu Gott einen befähigt und beruft. Wie ernst das Leben manchmal ist und wieviel "Scheiße da draußen" (und auch hier drin) passiert.

Mittwoch, Dezember 22, 2004

Strike!

Heftig. Hatte grad das Gespräch mit dem Coach und ich bin sehr guter Dinge.
Was in der Vergangenheit nicht so geklappt hat, geht jetzt- wo ich geschafft habe, Verständnis für die andere Position zu entwickeln- ziemlich gut. Das Verständnis kam ziemlich schnell zurück. Er sagte, er hat sich belehrt und hinterfragt gefühlt und hat deshalb in der Mail gestern biblisch argumentiert. Aber nachdem er sich das jetzt so anhört, leuchtet ihm vieles ein. Er sagte vielleicht ist das so, das er schon zum "alten Eisen" (er ist 30!) gehört und diese Generation anders denkt und fühlt. Ich hatte ihm zuerst von dieser Unterscheidung von "pragmatic evangelical" und "younger evangelicals" erzählt (siehe unten) und gesagt, dass ich dadurch den vergangenen Konflikt viel besser verstehe. Und auch verstehe, dass diese Willow Creek Methodik für 68er sehr gut funktioniert. Weil die Leute eher zynisch gegenüber Glauben sind und deshalb durch imposante Gemeindebauten und eine perfekte Organisation angezogen werden. Während diese Generation mehr Wert auf das zwischenmenschliche setzt. Ich hatte ihm zwei Neons mitgebracht und hab anhand derer einiges erklärt zum Beispiel:
"welche Stadt passt am Besten zu dir?" die Suche nach einer Heimat
oder das man versucht durch die kleine Geschichten in die Lebenswelt von anderen zu gucken.
Dann hab ich nochein paar MTV Sendungen erklärt (ich hatte halt meine Materialsammlung für den geplanten Vortrag über Kultur dabei) zum Beispiel "Trip" als Beispiel für Abenteuerlust, Herausforderung, der Thrill des Ungewissen, Auf-dem-Weg-sein.
Er fand, das sind "wertvolle Informationen" und wollte diesen geplanten Vortrag einbinden in ein Leiterwochenende, wo alle Jugendleiter der Gemeinde (also auch Hauskreisleiter etc) kommen. Wow.
Wo wir Unterschiede festgestellt haben, war beim Thema Hierachie. Er vertrat die Sicht einer Organisation, die also von "oben" irgendwie geleitet sein muss, ich eines "Organismusses", der von unten her entsteht. Aber ich sah ein, dass eine Gemeinde mit 200 Leuten anders zu leiten ist, als eine mit 30. Er wiederrum sagte, dass auf Jugendebene es sich mehr in die Richtung entwickeln wird. In Zukunft soll in der Jugend vor allem mit 2er und 3er Schaften die von selber entstehen und ein Eigenleben haben, gearbeitet wird.
Fazit: bei mir gibts zum Jahresende einige sehr positive Entwicklungen.

Wenn ich grad beim Schreiben bin:
Ich selber habe im "real life" Entwicklungen im letzten Jahr mitgemacht, die ich im Virtuellen noch nachholen muss. Nämlich genau diese Einstellung des Lernens, dass ich noch viel zu lernen hab und daran Spass hab, anstatt immer nur zu belehren.
Ich wollte mich entschuldigen, wenn ich vielfach zu belehrend rüberkam, schlecht hingewhört habe, schlecht wiedergegeben habe und zu schnell kritisiert habe.
Diese Demut zu entwickeln, dass man seine Position relativiert ist ein schwieriger Prozess für mich. Vermutlich war auch der Wikipedia Artikel, fehl am Platz, ungenügend recherchiert oder schlecht formuliert.
Nichts für Ungut!

Dienstag, Dezember 21, 2004

Emerging Coach

Ich muss glaube mal etwas zu meiner Gemeinde sagen: Meine Gemeinde, eine FeG, passt gut in das Modell einer pragmatischen Evangelikalen Gemeinde wie Robert Webber sie beschreibt. Also das Konzept von Gästegottesdiensten, die dafür relativ seicht bleiben. (deshalb wohl die Reaktion von mir aus, mehr in die biblisch-orthodoxe Ecke zu gehn) . Naja ich merke immer mehr, dass das Ganze wohl für so Mittelklasse Familien sehr gut klappt nur eben nicht wirklich für die Jugend. Die Gemeinde ist üprigens größtenteils aus "Flüchtlingen" einer Brüdergemeinde entstanden *g*. Von daher denke ich, das ein größeres Verständnis dafür da ist, das eine andere Generation etwas anders machen will.
Morgen hab ich jetzt ein letztes Mal Coaching dieses Jahr. Mein Coach ist unser Jugendreferent. Er sieht als eine seiner Visionen für die Zukunft (er kommt nicht von hier und wird nicht ewig hier angestellt sein) junge Leiter zu fördern. Naja jedenfalls kommt zur Zeit wieder Gespräche über Kirche und was draus werden soll auf. Ich hab ihn letztens ne Mail geschickt mit diesen Aussagen aus Joschas Blog über den Unterschied zw. moderner und postmoderner Gemeinde. Ich hab ihm erklärt, dass ich jetzt einige Konflikte der Vergangenheit besser verstehe, da wir völlig andere Vorstellungen haben.
Eben erhielt ich diese Mail von ihm:

" interresante Gedanken, allerdings muss man bei dieser Argumentation das
Biblische Gemeindebild, mit Hirten, Lehrer, Gemeindezucht, absulute
Wahrheit, usw. aushebeln. Oder eben mit Kultur argumentieren. Aber das würde
mir zu weit gehen. Also für morgen: Wie kann man eine EC biblisch begründen."

Aha da bin ich gespannt, was er verstanden hat, beziehungsweise was rüberkam. Jedenfalls freu ich mich auf morgen, weil ich weiß, das man mit ihm schon vernünftig reden kann. Falls ihr noch Tipps oder so habt.....
Ansonsten versuch ich morgen gleich zu schrieben wie's war.

Donnerstag, Dezember 16, 2004

Substanz

Dienstag, Dezember 14, 2004

mein Kumpel Schattenparka und seine Crew

Hier. Vielleicht mögt ihr lässigen bis deepen deutschen Hip Hop. Dann ist mein Kumpel Schattenparka mit seiner Crew Auftakt was für euch. DerSchattenparka ist übrigens Teil meines Hauskreises. Besonders empfehlenswert find ich 2 von den Lieder, die man da rutnerladen kann:
"Allein unter vielen" wo es sohn bisschen um die Gleichgültigkeit und die Entfremdung in Großstädten geht. (sehr geiler Loop von Schindlers Liste)
und
"Maßanzüge" n geiler Partytrack. Geht um die Erwartungen und die verschiedenen Rollen, wo man so reinpassen muss.
Hört ruhig mal rein.

Freitag, Dezember 10, 2004

Blogs: zum Diskutieren!

Irgendwie habe ich glaube eine ganz andere Herangehensweise, was bloggen überhaupt soll.
Ok ich möchte einerseits sicher teilen, mich mit-teilen aber eins der wichtigsten Dinger ist doch die Diskussion. Ich liebe Diskussionen und merke jetzt erst, das für viele Blogger das absolut keine Priorität hat. Also meiner Vorstellung nach sollte es doch so funktionieren: zwei Meinungen prallen aufeinander- Argumente werden ausgetauscht - gegenseitiges Verständnis wird aufgebaut - man kommt zu einer Synthese und beide haben gewonnen.
Aber heutzutage scheint der Wille nicht mehr da zu sein, Dinge auszudiskutieren. Man denkt sich lieber seinen Teil. Ich finde das schrecklich! Es ist nicht schlimm das die Synthese ausbleibt, man kann natürlich auch mal gut mit unterschiedlichen Meinungen leben. Aber es ist schlimm das das Verständnis ausbleibt! Ich wünschte mir, das das Ganze ein wenig streitbarer (nicht streitlustig!) zugeht. Mehr Diskurs und weniger bloße Wortmeldung. Aber genau das war wohl anscheinend das Problem, das einige mit einigen Beiträgen von mir haben. Bitte: versteht doch das hier Gesagte als Diskussionsbeitrag! Ich erwarte quasi Rückmeldung und Gegenpositionen!

Zur Praxis

Bin ich irgendein Freak, der nur in seiner theoretischen Traumwelt vorm Computer lebt und keine Ahnung vom Gemeindealltag hat?
Eins stimmt: ich bin ein Denker. Ich liebe Denken. Ich habe die Gabe von Gott nicht nur zu Wissen (aka Buchwissen) sondern Gott hat mich dahingehend gesegnet, das ich neue Gedanken denken kann. Ich bin also vom Typ her eher Philoshoph und Künstler als Physiker und Mathematiker.
Ende letzten Jahres begann bei uns in der Gemeindejugend für viele der Wunsch für etwas Neues. Ich habe mich mit vielen Leuten hingesetzt, geredet, geplant, geträumt doch die Gemeindeleitung lehnte es ab: Begründung:
a) geistliches Wachstum findet individuell nicht in einem Kreis statt
b) Es besteht die Gefahr einer Parallelstruktur, sodass die Leute nicht mehr Sonntags innen Gottesdienst kommen.
Tja Pech. Stattdessen wurde ein anderer Kreis genehmigt, mit dem ich mich erst weniger anfreunden konnte, mich aber doch immer mehr und mehr reininvestiere. (er ist Freitags Abends, deshalb habe ich keine Zeit fürs Kubik z.Z.)
Weiter: ich werde gecoached (weiß im Allgemeinen gut um meine eigenen Fehler), coache selber jemanden, fange nächstes Jahr mit einem kleinen eigenen Hauskreis oder so an, der viel von dem umsetzen wird, was ich in der EC Diskussion lernen durfte.
Nächste Jahr wird mir die Möglichkeit gegeben, einen Vortrag über so Emerging Church Themen zu machen.
Ganz so isses also nicht, das ich nichts mache.

Donnerstag, Dezember 09, 2004

Wikipedia

Ich habe mich erdreistet. Ich habe mal als Diskussionsgrundlage einen Wikipedia Eintrag über Emerging Church geschrieben. Ich glaube nicht an diesen Mythos von der "unfassbaren Bewegung" die sich jeder Kategorisierung entzieht. Irgendwie hat das mit dem Format noch net so ganz geklappt, es sind noch Rechtschreibfehler zu verbessern, Links wollt ich einfügen und Fotos (vielleicht welche aus Mark Reichmanns Blog, wenn er erlaubt?), aber es ist ein Anfang. Urteillt selbst wie gut ich den Kern getroffen habe. Ich denke, es war auch mal gut für mich Distanz dazu zu gewinnen. Ich konnte auf diese Weise noch klarer sehen, welche Punkte ich gut finde und welche nichts so. Ich hoffe so ein Artikel erleichtert die Emerging Church Diskussion hier in Deutschland und verhindert Aneinandervorbeirreden.

Freitag, Dezember 03, 2004

Auf dem Weg zur Emerging Theology

Erstmal folgendes: kann irgendjemand da draußen mir helfen? Ich möchte eine zweite Website haben (oder den Blog umgestallten). Ich möchte halt längere Essays veröffentlichen, die sich immer schlecht aufm Blog veröffentlichen lassen.

Für ein Essay hab ich mal ein Konzept erstellt, das ich vorstellen möchte. Es geht um etwas, was latent schon in mehreren Köpfen umherkreist. Nämlich wie man zu einer tieferen Theologie kommen kann, die auch die jeweilige Prägung "ausgleicht". Ich würde das mal die reflektive Methode nennen:
Thesen:

1. Jeder hat eine religöse und kulturelle Sozialisation bis hin zur Indoktrination.
2. Im Verlauf dieses Prozesses wurden gute, biblische Konzepte vermittelt, sowie weniger gute, destruktive.
3. Man sollte deshalb "ausgehen aus seiner religiösen Unmündigkeit" und sein Vorverständnis reflektieren.
4. Ziel ist es zu prüfen (Apg 17:11), nicht mehr unmündig zu sein (Eph. 4:14) und uns von unbewusst unkritisch übernommenen Vorwissen negativ beeinflussen zu lassen.
5. In der Regel reichen dafür die richtigen Informationen über Philosophische Strömungen in der Zeit sowie kirchengeschichtliche und soziologische Darstellungen über die eigene Bewegung.
6. Man sollte sich immer von mehreren Richtungen abgrenzen, um nicht einseitig zu werden. (wo ist die Reflexion über das charismatische Vorverständnis?)
7. Man sollte einen Rahmen setzten, bis wohin man hinterfragt um nicht bei der Irrlehre zu landen. (siehe unten 1. Kor. 2:2, das Evangelium von Jesus, der am Kreuz starb und physisch auferstand)
8. Es bleibt zu überlegen, ob solch eine Reflexion nicht öfter stattfinden muss. (Semper Reformanda)
9. Heraus kommt im wesentlichen nichts neues, eher Altes, was verschüttet wurde. (ansonsten hat man was falsch gemacht)