Sonntag, Juli 24, 2005

Politikum Volksbibel

Alles ist ja in heller Aufruhr. Threads in großen christlichen Foren werden geschlossen, weil die Diskussion zum Streit wurde und er zum Zermürbungskrieg. Intelletruelle Materialschlachten. Und alles wegen der Volksbibel. Martin Dreyer, Gründer der Jesus Freaks kam auf die Idee, eine Bibel in zeitgemäßer jugendlicher Sprache zu veröffentlichen, hier die Homepage, der Blog und das Übersetzungsforum zur Bibel.
Meiner Meinung nach, eine längst überfällige Sache. Ich bin der Meinung, gerade wenn man die Bibel wichtig nimmt, gehört es sich, dass sie in jeder Generation einen neuen Ausdruck findet. Ich habe einen kleinen Bedenken: man muss aufpassen, das man die Bibel nicht jesusfreakstypisch übertreibt. Ich glaube, auch die Jesus Freaks leben nicht immer inkarnatorisch (also wirklich IN der Welt), sondern haben eine eigene Subkultur, die besonders derbe daherkommt, aber deshalb noch lange nicht die Mehrheit der Jugendlichen heute entspricht. Es bleibt die Gefahr, dass die Volxbibel eine Bibel der Jesus Freak Subkultur wird. Aber das wäre in dem Sinne nicht schlimm und es hätte immer noch einen gewissen Charme.

Aber darum geht es in den Diskussionen nicht. Viele konservative Christen melden sich zu Wort, die an diesem Projekt "Anstoss nehmen".
Es geht dabei nicht wirklich um theologische Punkte sondern um einen Kampf der Kulturen, Stile und Traditionen. Jesus Freaks wurde bisher aus der Distanz naserümpfernd toleriert, nicht jedoch akzeptiert. Jetzt ist jedoch die vorsichtige Leisetreterei vorbei; dies ist endgültig ein Angriff gegen das eigene Selbstverständnis. Wenn man sich darüber definiert "bibeltreu" zu sein (im Gegensatz zu den anderen chrstl. Traditionen), ist es natürlich eine undenkbare Provokation, diese Bibel, auf die man sich (angeblich) stützt, an sich zu reißen und sie im eigenen Kontext zu paraphrasieren. Noch einmal: der Punkt sind nicht theologische Überlegungen, sondern ein Kampf des konservativen, gutbürgerlichen Lagers gegen diese "autonomen Zerfetztis", die sich anmaßen sich Christen zu nennen. Es geht dabei mehr um Eitelkeiten. Wie die Protest-Tanten in der Gemeinde, die sich kopfschüttelnd beschweren, dass man nicht mehr die alten Lieder singt.
Es ist ein Politikum: diejenigen, die den Status Quo bewahren wollen gegen diejenigen die forwärts kmmen wollen.
Schade, dass diese Leute nicht kontruktiver sind. Es wäre von Vorteil, wenn Leute, die theologisch fit sind, dieses Projekt helfend begleiten und man sich mehr auf den Inhalt konzentrieren würde. Denn ehrlich gesagt: ich sehe viel größere Schwierigkeiten beim Inhalt, als beim Stil. So einfach ist die Bibel eben nicht zu verstehen, wie Fundamentalisten und Jesus Freaks gleichermaßen zu denken scheinen.