Samstag, Januar 29, 2005

Das Experiment - Experiment

Gestern zeigten wir das Experiment in unseren 18+ Kreis.
Da musste man sich natürlich überlegen, inwieweit man das bringen kann, weil der dann doch relativ heftig ist. Aber irgendwie macht gerade diese geniale Dramaturgie den Film so gut und sehenswert. Das Experiment ist einer der Filme, über die man einfach sprechen will, nachdem man ihn angeguckt hat. Für deutschen Film finde ich den nur noch geil. Vielleicht ist auch gerade der Fakt, dass er in Deutschland spielt und deutsche Charaktere hat, der dabei hilft, die düstere Atmosphäre aufzubauen.
Nach dem Film teilte ich den Zuschauern noch meine Eindrücke vom und Gedanken zum Film mit. Ich began damit -auch um den "Schock" zu dämpfen- zu erklären, warum einen der Film so trifft: einmal der Spannungsbogen: am Anfang ist alles locker und witzig und dann gegen Ende geräts richtig unerwartet außer Kontrolle.
Dann: der Realismus. Man hat halt immer im Hinterkopf, dass das so oder so ähnlich wirklich passiert ist.
Zuletzt noch die Tragik, dass ausgerechnet der hilfloseste Charakter ermordet wird.
Ich habe dann mehrere mögliche Herangehensweisen an den Film erwähnt: zum Beispiel dass man den soziologisch betrachtet oder psychologisch oder dass man die Ethik der Wissenschaftler kritisiert oder indem man die Parallele zieht zu vergangenen Ungerechtigkeiten (Irakfolter, Auschwitz).
Ich habe aber eine mehr philosophische "Auslegung" gewählt. Weil mir aufgefallen war, dass die 20 Chraktere sehr wenig entwickelt waren (mit einer Hand voll Ausnahmen); eben um die Austauschbarkeit der Leute zu zeigen: im Grunde hätten die meisten (zumindest Männer) so oder so ähnlich reagiert. Das ist auch ein Grund, warum der Film so schockt: die Bösen sind nicht die Anderen (Hanibal Lector, irgendwelche Nazi Monster....) sondern ganz anständige Mittelklasse Bürger. Also verläuft die Grenze zwischen gut und böse anders als wir immer denken: es gibt nicht ganz viele anständige und ein paar Verrückte/Kranke, sondern wir alle haben das Potenzial dazu, Böses zu tun. Ich hab dann in 2 Minute die ersten 4 Kapitel der Bibel abgehandelt (Schöpfung - Sündenfall - Kain und Abel) um zu zeigen wie diese Aggressionen in unser Herz kamen. Und anhand von Math 15:19 -"Nicht was ihr in euch aufnehmt verunreinigt euch, sondern was aus eurem Herzen herauskommt.... böse Gedanken,Mord, Unzucht...."- gezeigt, dass wir ein neues Herz/ einen lebenslangen Umgestaltungsprozess von innen heraus brauchen.

Freitag, Januar 21, 2005

Kante - Zombi

Wow ein Text von sohner deutschsprachigen Indie Band, Kante, hat mich vor kurzem sehr berührt.
Hier das Video.
Und hier der Text:

Wir sehen die Welt mit anderen Augen
seitdem wir draußen sind
sehen wir Dinge ohne Namen
mit schleierhaftem Sinn
wir sind Leute in den Strassen
wir sehen unmöglich aus
unsere Art sich zu bewegen
gleicht einem Fallen oder Schweben
so als wäre uns der Boden
unter den Füssen weggezogen

es ist als trügen wir
ein Licht in uns
das einer anderen Welt
entsprungen ist
Wir sehen unmöglich aus
wir sind der Zeit voraus
wir sind die wunde Stelle
mitten unter euch
wir sind ein Schattenriss
aus Knochen, Fleisch und Blut
wir stehen auf der Schwelle
einer neuen Zeit

Wir laufen durch die Strassen
wir sehen unmöglich aus
tragen unser Innerstes nach außen
und laufen rum wie ohne Haut
unser Fleisch löst sich vom Knochen
man kann die Nerven einzeln zählen
unsere Stimmen sind wie Schreie
wir sind ein Wrack im Untergehen
oder ähneln den Skeletten
von Häusern im Entstehen
es ist als trügen wir
etwas in uns
das der Zukunft
entsprungen ist

Wir sehen unmöglich aus
wir sind der Zeit voraus
wir sind die wunde Stelle
mitten unter euch
wir sind ein Schattenriss
aus Knochen, Fleisch und Blut
wir stehen auf der Schwelle
einer neuen Zeit

Im Rahmen der Möglichkeiten
sind wir ein hoffnungsloser Fall
wir sind nicht aufzuhalten
wir können nirgendwo aufprallen
wir sind ein unheilbarer Virus
eine Krise, eine Krankheit
wir sind Leichen, die noch atmen
wir sind ein reichlich schlechter Scherz
unser Schmerz und unsere Wunden
sind unser grösstes Kapital

es ist als trügen wir
etwas in uns
das einer anderen Welt
entsprungen ist
Wir sehen unmöglich aus
wir sind der Zeit vorraus
wir sind die wunde Stelle
mitten unter euch
wir sind ein Schattenriss
aus Knochen, Fleisch und Blut
wir stehen auf der Schwelle
einer neuen Zeit


Ich finds geil. Hat einmal diesen "Duft der neuen Zeit" und auf der anderen Seite sagt es, dass dieses neue, der neue Mensch sich nicht dadurch auszeichnet, dass er von Grund auf besser ist. Sondern, dass er sich eben von diesen Perfektionswahn löst, davon, einen guten Eindruck machen zu müssen und ehrlich wird. Mit seinen Schwächen und Unsicherheiten offen umgeht.
Dieses Vorläufige, das mit dem "Häusern im Entstehen" oder auch das "auf dem Weg sein" ist sowas von wahr (unnötig zu sagen, dass man das alles- wenn man wollte- auch auf die Emerging Church anwenden könnte). Der Song hat einfach nur noch Tiefgang.
(und er rockt oder wohl eher groovt).

Tunespoon

Toller nicht-mainstream Internet Musiksender.
Alle möglichen Genres.
Läuft bei mir oft im Hintergrund.
Vor allem nach der Scheiße mit Viva und MTV, die Fast Forward und Spin gedumped hamm.
Guckst du.

Mittwoch, Januar 05, 2005

exploring the evangelical mind.

Mir ist seit längeren bewußt geworden, dass Leute aus einem anderen Hintergrund einige evangelikale Hirnwindungen gar nicht so recht nachvollziehen können. Ohne das man sie erklärt natürlich. Das ist deshalb schwierig, weil die betreffenden Personen, diese Gedanken und Gefühle für selbstverständlich halten und davon ausgehen, jeder Christ würde das teilen. Dem ist natürlich nicht so.
Deswegen möcht ich ein großes Thema im evangelikalen Kopf- besser: Herz- beschreiben nämlich:
der Angst vor Irrlehre.

Man muss sich bewusst machen, dass die meisten Evangelikalen eine latente Vorsicht oder sogar Abwehrreaktion haben, wenn sie Lehren oder Meinungen hören, die neu oder ungewohnt formuliert sind, so ein komisches Gefühl im Bauch. Denn man hat Angst davor verfürt zu werden. Angst vor Ketzerei. Das entspringt aus einer Haltung der Demut, nämlich das man sich selbst für verführbar hält und einem Mißtrauen, dass man nämlcih andere für potenzielle Verführer hällt.
Das hat natürlich verschiedene Härtegrade, bei einigen ist es wirklich nur latent im Hinterkopf, andere sind richtiggehend paranoid. Hinter jeder Ecke steckt die katholische Weltverschwörung, die eines Tages in der Hure Babylon Gipfeln wird. Diese Gruppen sind die Separatisten, die sich oft bis zur Karrikatur hin wieder spalten. Aus den Brüdergemeinden werden die freien und die geschlossenen Brüder, nciht zu vergessen die blockfreien Brüder!
Diese verbreiten auch gerne Warnungen vor jeder Art von Ökumene aus obengenannten Gründen. Da herrscht null Toleranz für abweichende Meinungen vor. Übrigens sehen sich solche Gemeinden immer gerne, als "die letzten, die sich der Herr behalten hat, die ihre Knie nicht vor den Baalen beugen.". Aber ich komm schon wieder ins Satireschreiben rein....
Aber -Gott bewahre- nicht jeder Evangelikale treibt das so weit. Trotzdem kann man sich mit dem im Hinterkopf vieles erklären.
Irgendwie ist die Haltung ja berechtigt: im Neuen Testament ist sehr oft davon die Rede, man soll auf seine Lehre achten und ganz sicher haben auch neue Offenbahrungen die Tendenz Blödsinn zu sein. Nur man muss genau trennen zwischen Außenbezirken und dem Kern der biblischen Botschaft, dem Evangelium: hier sollte man wirklich keine Abweichung tolerieren (deswegen bin ich ein wenig beunruhigt darüber, dass jetzt einige meinen an der Lehre der Versöhnung rumschrauben zu müssen), denn hier kann Christentum zur Performance Religion werden.
Solche Leute nennen sich oft "wachsam" und "nüchtern" wobei das Gegenteil der Fall ist: sie sind emotional aufgescheucht und deshalb sehen sie auch nicht, dass möglicherweise ihre Haltung fehlerhaft sein kann und ihr Verständnis mangelhaft ist. Außerdem sind viele nicht so kritisch, wie sie behaupten: viele lesen sogenannte kritische Bücher (solche, die vor irgendwas warnen und manchmal auf sehr häßliche Weise polemisch sein können) und übernehmen die "kritische" Meinung des Autors ohne diese selber zu überprüfen ("der wird schon wissen, was er schreibt. Außerdem zititert er die Bibel.")

Ich hab dieses Phänomen jetzt fast nur negativ beschrieben, aber das mein ich gar nicht. Ich will nur klar machen: ein Evangelikaler (jedenfalls einer, von dem Schlag, den ich kennengelernt habe und beschreibe) kann nicht pragmatisch sein. Er kann nicht sagen: "Oh, Hauptsache es werden Leute zu Christen.". Weil er eben die theologische Substanz höher bewertet als die äußere Erscheinung.

Zuletzt will ich noch um Verständnis werben auch für mich: denn ich kann nicht aufhören, eigene und fremde Meinungen kritisch zu hinterfragen. Ein Respekt vor Gott führt dazu, dass ich nicht "mal einfach den theologischen Aspekt übergehen kann".

Samstag, Januar 01, 2005

Bericht: Silvesterparty

So das war sie: Die Silvesterparty von unserer Gemeindejugend (bis 18) und unserer "Linie 7" Jugendarbeit (ab 18). Die Party war definitiv gut und verdiente auch den Namen. (ja, es gab auch Alkohol!) Es gab verschiedene Möglichkeiten, was man machen konnte. Zum Beispiel wurde ein Raum mit Home Kino eingerichtet (Surround System + Subwoofer), in dem von 20 bis 8 Uhr morgens fast ununterbrochen Filme liefen. Es gab ein Spieleraum mit Billiard etc. und in unseren relativ großen Jugendraum (in Konzertsaalgröße) legte Dj Baboons auf. Es gab einen Stilleraum, den ich einrichten sollte, weil ich irgendwann mal EC Installationen erwähnt hab. So Stilleräume sind ja eh immer ne zwiespältige Sache außerdem vertrete ich die Theorie, das zum Einrichten von sowas grundsätzlich Mädchen besser geeignet sind (nicht hauen!). Naja ging dann ganz gut, den Raum irgendwie zu dekorieren. Ein paar Stationen entworfen, aber das Highlight (zumindest für mich) war das geloopte Video mit ruhiger Musik und Zitaten, die ich aus der Messagebible übersetzt hab. Btw: ich liebe diese Bibelübersetzung, ich werd mir demnächst mal so eine zulegen müssen. Später entstand sogar auf der Tanzfläche Stimmung. Man konnte sehr nette Leute treffen, unterschiedlichen Alters. Da bin ich besonders froh, das wirklich niemand im Vorfeld auf die Idee kam, irgendwelche "lustigen Kennenlernspiele" oder sowas zu machen. Es waren bestimmt 70 oder mehr Leute da und man musste sich wirklich nicht schämen seine Freunde da mitzunehmen. Also ich denke, wenn man wollte, konnte man durchaus seinen Spass haben. Ich konnte das allerdings nicht, ich war zu sehr gestresst. Ich sollte nänmlich predigen und musste mit meinen Kumpel Roman noch den Film für die Predigt fertig machen. (es ist sehr lustig, wenn der Laptop beim Rendern abstürtzt...)
Naja dann war die Predigt. Da ich Herausforderungen liebe, hab ich über das Buch Prediger gepredigt (oder: der Skeptiker, wie es die Msg. Bible übersetzt). Nach kurzen Anreißen des Themas kam dann unser Video. Sehr aufwendig war das, obwohl es nur 4 Minuten lang war. Man sollte mal ins Buch Prediger reinschnuppern. Deshalb haben wir mit ner Hörbuch Bibel die ersten 2 Kapitel sprechen lassen, darüber meditative bis melancholische Musik (Lampshade- Angel in Stockholm) und selbstaufgenommene Videos oder so Bilder. Halt so "digital storytelling" mäßig. Hat denke, seinen Zweck sehr gut erfüllt. Das war jetzt das 6. Video, was ich gemacht hab oder an dem ich beteiligt war und muss sagen, macht mir wirklich Spass und die werden auch immer besser.
Naja dann gings weiter mit mir: ich hab halt das Buch so interpretiert, dass da ein Mann ist, der auf den Gipfel der Macht angelangt ist und nicht weiter hoch kann, deshalb guckt er zurück und sieht, dass sein Leben bisher ziemlich absurd war, dass es vergeblich war. Ich hab da drei Lebensphasen rausgelesen: eine, in der er etwas Bleibendes schaffen wollte, etwas aufbauen wollte. Eine andere, in der er intensiv leben wollte. Und eine, in der er das Wesentliche erkennen wollte.
Und bei jeden der drei Phasen erlebte er, wie er seine Lebensziele nicht erreichen konnte:
Ruhm ist vergänglich, der letzte Kick fehlt ("Das Auge sieht sich niemals satt") und auf eine Antwort folgen zwei neue Fragen. Er schlußfolgert daraus, wenn das alles, was er hatte (Macht, Luxus, Wissen, Frauen, tolle Job) ihn nicht befriedigen konnte, dass er gemacht wurde, um etwas Größeres zu erleben. "Gott gab den Menschen die Ewigkeit ins Herz" Prediger 3:11
Und das deshalb, sein Leben ein "Haschen nach Wind war", weil er versuchte ein unendlich großes Vakuum mit endlich großen Kram zu füllen.

Die Predigt mit Video dauerte höchsten 15-20 Minuten. Es gab viel positives Feedback. Wobei ich es immer voll das komische Gefühl finde, mit dem, was man selber tun kann fertig zu sein. Ich glaub manchmal fehlt mir der Glauben, dass Gott was damit macht oder ich bin zu ungeduldig. Jedenfalls hab ich die Leute mit meiner Predigt aufgefordert, über ihr Leben nachzudenken, selbst aber hatte ich überhaupt keine Ruhe dafür. Hmmm.

Anyways: sobald es mehr Bilder gibt, lade ich die hoch.

Heute dann gleich relativ früh aufstehen (um 11 *g*) weil heute war Hochzeit von zweien aus dem Hauskreis. Die erste Hochzeit meines Lebens. Achja, wir sollten den ganzen Gottesdienst musikalisch gestalten. Zum Glück gibt es einige gute Instrumentalisten in unserm HK von daher ging das. War schön.

Achso, nicht zu vergessen: Gesegnetes neues Jahr ihr da draußen!