Freitag, August 12, 2005

[Wunder] Zwischen Magie und Fatalismus

Ich war aufn FS in Markus Lägels faszinierenden Seminar "kulturelle Relevanz durch spirituelle Relevanz oder: 'Freaks wo sind deine Mönche'". War ganz große Klasse. Kann jetzt nicht alles nach erzählen, zumal ich davon ausgehe, dass Markus darüber auf seinem Blog berichten wird.
Er zeigt beim Gemeindebau ein Spannungsfeld auf, dass man ruhigen Gewissens auch auf Wunder übertragen kann:
Er sagte Gemeindebau ist weder Magie noch Mystik (ich find Mystik nicht so passend; ich würd's eher Fatalismus nennen). Er sagt auf der einen Seite ist der Fehler, zu denken, nur man selber wäre verantwortlich. Der andere Fehler ist, zu denken, man wäre überhaupt nicht verantwortlich.
Der eine Mensch hat Schweißperlen auf der Stirn, weil er sich abkrampft und meint:
"Ja, Gott hat schon alles getan. Er will in jedenfall mich heilen. Ich muss es nur im Glauben annehmen". Hier herrscht das Missverständnis vor, Gott hat sein ganzes Handeln in der Bibel beschrieben und sich darauf festgelegt so und nur so zu handeln. Hier verwischt man die Grenze von Gottes offenbahrtem Willen und seinem souveränen Willen (5. Mose 29:28). Gott ist keine Maschiene, die man manipulieren kann. Es ist eine vollkommen vereinfachte Sicht, zu denken, man müsste nur sogenannte "geistliche Prinzipien" rausfinden und könnte damit dann nach seinem Gutdünken übernatürlich handeln. Das oberste geistliche Prinzip ist dann für viele Glauben. Wobei Glauben nicht mehr eine Mischung aus Vertrauen an Gott und bajahen von Fakten über Gott ist, sondern eine geistliche Kraftleistung.
Das ist Magie. Für Leute mit starkem Charakter, wirkt sowas total antörnend. Die können damit beweisen, wie innerlich stark sie sind und sie bringen auch mit Leichtigkeit den nötigen Glauben auf und sehen auch nicht selten die entsprechenden Ergebnisse. Doch für Leute mit schwachen Charakter, Zweifeln etc. ist das eine Überforderung, sie werden psychisch davon ausgelaugt. Außerdem stehen sie sobald ihre Heilung ausbleibt, unter Beobnachtung (ob man das ihnen direkt sagt oder nicht; man lässt es sie einfach spüren). Das erhöht den Druck. Ich habe einige Bekannte, die von dieser Magischen Praxis kaputt gemacht wurden.

Der andere Mensch zuckt zögerlich mit den Achseln: "Ja wenn Gott heilen will, darf er ja. Ich hab nichts dagegen. Ich glaub auch, dass er das kann.". Man traut Gott das theoretisch zu. Vielleicht glaubt man auch, dass Gott sowas in Afrika tut. Aber nicht hier. Außerdem wär das auch unangenehm, Gott zu erleben. Denn ein kräftig-wirkender Gott würde sicher den eigenen Lebensstil in Frage stellen. Man würde erkennen, dass Gott lebendig und "zu fürchten" ist. Und das will man ja auch nicht. Also will man eigentlich auch keine Wunder erleben. Deshalb betet man lieber, dass Gott die Kranken tröstet, dass er ihnen nah ist oder sowas. Das ist alles gut, aber man muss hier Gott auch mal mehr zutrauen.
Wie löäst man diese Spannung auf? Es gibt ja den Vers in Phillipper 2:12+13, wo es genau um diese Spannung geht. Ich stell den mal um, auf dieses Problem zugeschnitten:
"Darum betet, dass Leute spontan gesund werden und andere Wunder passieren. Denn Gott ist's der alles wirkt: das Gebet in euch, den nötigen Glauben und das Wunder selbst."
Es ist nicht so, dass der Glauben unser Part ist und das Wunder Gottes Part, sondern auch der Glauben ist auch teil von Gottes Gnade. Doch dass macht uns nicht passiv-achselzuckend sondern noch aktiver aber in unseren Aktivitäten demütig.

2 Comments:

At 8/12/2005 4:27 PM, Blogger m said...

Hi Arne, danke für die nette Erwähnung. :o) Kurz was zu dem Gebrauch von Magie / Mystik: Beziehe mich hier auf Christian A. Schwarz. Er drückt mit diesen beiden Begriffen zwei Paradigmen in den Köpfen von Menschen beim Thema Gemeindebau aus. Aber du hast recht, man muss diese Begriffe immer erklären, da man nicht sofort auf den Konflikt hinter beiden kommt. 'Fatalismus' ist da schon direkter.

 
At 8/12/2005 5:33 PM, Blogger marlster said...

Interessant. Über diese Spannung: Glauben, Bitten, Vertrauen haben wir gerade gestern im Hauskreis diskutiert. Ich finde, man sollte generell nicht Leuten irgendwelche (schlechten) Motive unterstellen. Das ist schlechter Stil und geht in beide Richtungen.
Was mir bei der Diskussion oft fehlt ist die Beziehung, die wir mit Gott haben. Gebet ist ja reden mit ihm, und keine Formel, die man mit viel Intensität betreiben muss. Und in einer Beziehung kann man über Dinge reden und auch auf die andere Person Einfluss nehmen.

 

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