Mittwoch, August 03, 2005

[Wunder] welche Motivation?

Ich besuchte ja- was viele nicht wissen- viele Jahre eine Pfingstgemeinde. Da ich parallel noch eine Jugendgruppe einer landeskirchlichen Gemeinschaft (Pietismus, EC...) besuchte, musste ich mir schon früh um so Themen wie Wunder, Heilungen, geistliche Kampfführung, Spiritualität meine eigenen Gedanken machen. Als eines Tages über Heilung erzählt wurde, bat ich später einen Jugendleiter darum, für meine Neurodermitis zu beten. Ich beschloss, fest dran zu glauben, dass Gott mich übernatürlich heilen würde. Zwei Wochen später bekam ich plötzlich eine Kur wegen der Neurodermitis. Anstatt das als eine Chance zu sehen, sah ich es als eine "Anfechtung", weil ich ja versucht war auf die Medizin etc. anstatt auf Gott zu vertrauen (das Gott die Medizin wirksam macht, kam mir nicht in den Sinn). Naja, so wurde diese Kur ne sehr krampfige Sache. Wie dem auch sei; ich zog bald darauf aus Thüringen nach Baden-Würtemberg. Als ich 2,5 Jahre später eines sonntags dise Gemeinde in Thüringen besuchte, kam einer der Jugendleiter auf mich zugestürmt und begrüßte mich herzlich. Doch anstatt mich zu fragen, was ich so mache, wie es mir geht etc., begutachtete er meine Haut und meinte, (weil noch einige rote Stellen da waren) "immerhin besser als vorher". Scheisse, hab ich mich verarscht gefühlt. Wieso haben die eigentlich für mich gebetet? Wirklich, damit es mir besser geht? Wirklich aus Liebe, weil sie darunter litten, dass ich leide und mir irgendwie Besserung verschaffen wollten? Oder war es eher so, dass sie ihren religiösen Kick, ihre Glaubensstärkung, ihre Bestätigung ("Ich habe eine große Heilungsgabe") suchten?
Wunder gehören in den Kontext der Diakonie und Nächstenliebe, sonst sind sie ein Scheiss.