Dienstag, April 19, 2005

Kommentar zur Papstwahl

Viele wollen wissen "was anders wird, wohin es führt, wie viel es bedeutet, was hier passiert" (Kettcar).
Ich habe mich direkt nach Bekanntgabe des neuen Papstes mal auf gemacht, ein bisschen zu recherchieren.
Hier mal die wichtigsten Seiten:
Interview in der Welt
Interview mit Kath.net
Wikipedia Artikel

Ich habe eigentlich wenig Einblick in die Angelegenheiten der katholischen Kirche, aber ich will mal versuchen einzuschätzen, in welche Richtung dieser Papst geht.

Zuerst einmal, sieht er meiner Meinung nach einige Herausforerdungen der Zeit, ähnlich wie Evangelikale und Emerging Churchler. Er kämpft an der gleichen Front, nämlich Subjektivismus (Postmodernismus), Synkretismus (unter ihm wird es wohl keine Welteinheitsreligion geben- die Apokalypse wird vertagt *ggg*), Laizismus, Liberalismus und Relativismus. Er gibt aber andere Antworten: im Gegensatz zu den Evangelikalen, wird er nicht so stark auf eine "Rückkehr zur Bibel" drängen.
Im Gegensatz zu Emerging Churchlern wird er auch nicht auf eine Kirchenreform drängen.
Er ist Traditionalist. Seine Antwort ist, sich radikal auf die Heilige Überlieferung zu beziehen. Die Kirche muss ihre historische Identität schützen. Er wird eher konservieren als erneuern. Er spricht sogar davon, Reformen der Liturgie zurückzunehmen, die durch zu starke Betonung von gemeinschaftlichen Erleben und Kreativität, zu einer Selbstdarstellung führen und vom Wesentlichen ablenken. (also von oben wirds wohl so schnell kein Alt. Worship in der kath. Kirche geben, obwohl das natürlich auf Ortsebene doch immer anders aussehen kann). Er möchte überhaupt Herausforderungen der Kultur eher auf seelsorgerlicher Ebene klären, als durch Strukturreformen.
Es gab einige Aufregung, weil Ratzinger von "kleinen Gemeinden" gesprochen hat. Damit meint er mM nach nicht, eine Dezentralisierung der Kirche, sondern im Gegenteil:eine Art Zusammenschrumpfen aufs Wesentliche; Kirchen werden, weil sie an der starken Hierachie und unzeitgemäßen Wahrheiten festhalten, die Leute erst mal nicht mehr erreichen können und müssen so überwintern. Er formuliert das so:
Wenn junge Menschen mit echter Freude am Glauben diese Freude am Glauben ausstrahlen, dann wird das der Welt zeigen: “Auch wenn es mir im Moment nicht gelingt, den Glauben mitzuteilen und zur Umkehr zu bewegen, hier ist der Weg zum Leben für Morgen.”
Er hat eine gewisse Sympathie für Bewegungen wie der charismatischen Erneuerung, betont aber sehr, dass diese Gemeinschaften sich in die Hierachie der Kirche einzufügen haben.

Meiner Einschätzung nach, wird Ratzinger ein Papst,
der das Gesicht der Kirche, nicht verändern, sondern bewahren will,
der die Morallehre der Kirche, mit ihren positiven Ansichten (Abtreibung?) und ihren Verkrampfungen (Sex nur zur Fortpflanzung, Zölibat, Empfängnisverhütung) verteidigen nicht überarbeiten wird,
der nicht so starker Marienverehrer wie JPII ist (vielleicht überhaupt mehr Rationalist als Mystiker),
der den Graben zwischen den Ortsgemeinden und der Leitung vergrößert (das bedeutet auch im Positiven: Stellung gegen Liberalismus bezieht),
der überraschenderweise Judenmission (wie auch immer die dann aussieht) gtundsätzlich bejaht,
der nicht so offen für neue Formen ist,
der die Einheit der Kirche als Organisation sehr in den Vordergrund stellt (er sprach sogar davon, wieder mehr Latein als Zeichen der Einheit, in die Liturgie aufzunehmen)
der das Schiff Katholische Kirche mM nach eher gegen die Postmoderne steuern wird,
der aber trotzdem ähnlich wie JPII auch trotz großer Kritik seine Meinung vertreten wird.
Welchen Aspekt ich noch nicht sehe ist, was er zu politischen und sozialen Fragen sagen wird. Wohl ein Papst, mit dem Evangelikale eher noch als Emerging Churchler auskommen könnten.

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Just a few words to the election of Pope Benedict XVI. In my opinion he will be a pope that is not so open to the ideas of Emerging Church. He is a tradtionalist and clings to the hierarchical structure of the catholic church. Though he spoke of "small communities" I think what he means is that the church in Europe will shrink because it cannot accommodate to the changing culture. These communities will be consisting of those people who cling to the traditional hierachy...the hard-core so to speak. He wants to revoke a reform of liturgy that focussed to much on creativity and experiencing God as a community.
He doesn't want to reform but to conserve church. So I think he has more of an conservative evangelical than of an emerging church-reformer.