Dienstag, Februar 08, 2005

Babel

Ohne danach zu suchen, kam mir vor einer Woche oder so, ein Bild für den Shift von der Moderne zur Postmoderne. Ist nur ne Überlegung, könnt ja mal gucken wie brauchbar das ist:
die Moderne ist wie der Turmbau zu Babel:
-es gab eine gemeinsame Vision- das Konstruieren z.B. Nationalismus, wo der eigene Staat herausgestellt wurde, Rationalismus, wo der Verstand herausgestellt wurde.
-eine Grundempfindung war Stolz und Übermut (Gegenüber der Religion und primitiven Völkern)

die Postmoderne ist wie der Zustand nach der Sprachverwirrung und dem "Baustopp"
- die Fragmentierung der Gesellschaft: die große Gemeinsamkeit, der Turm, ist weggefallen, jetzt gibt es viele kleine Gruppen
- Grundempfindung ist Verwirrung: ohne gemeinsame Ausrichtung ist alles viel chaotischer
- das Aneinandervorbeireden: die vielen kleinen (Sub-)Kulturen verstehen sich untereinander nicht. Trotzdem sucht man Kontakt und Gemeinschaft.

Weiß nicht. Vielleicht ist das ein brauchbares biblisches Bild....

8 Comments:

At 2/08/2005 4:44 PM, Blogger Kapeka said...

Hm, interessantes Bild.
Um den Shift in wenigen Sätzen zu umreißen wird es sicher geeignet sein.
Ich würd da jetzt kein Dogma drauf aufbauen wollen, aber sonst ... ;-)

GFS

 
At 2/09/2005 9:31 AM, Anonymous Anonym said...

Gute Metapher...vor allem fallen die einseitigen Beurteilungen weg, weder die Moderne noch die Postmoderne sind das Gelbe vom Ei, allerdings betont die Metapher wenig die Chancen und Möglichkeiten, in diesem Sinne ist sie eher düster und wenig motivierend!

Be blessed und cool, dass du in Basel dabei warst!
Mike

 
At 2/09/2005 4:54 PM, Blogger Joachim S. Müller said...

Das heißt, die Postmoderne ist die Strafe für die Moderne?
Klingt interessant, damit kann ich mich anfreunden...

 
At 2/09/2005 5:46 PM, Blogger Arne Bachmann said...

LOOL!
Naja wenn dann eher so: der "Einsturz des Turmes zu Basel ähh Babel"- von dem zugegebenerweise nichts in der Bibel steht- ist die Strafe für den Hochmut, zu denken man könnte so ein Projekt ohne oder sogar gegen Gott veranstalten. Die Verwirrung ist sozusagen die Folge von dem nunmehr fehlenden Fixpunkt. Und da ist auch ein Problem bei dem Bild: in der Bibel wurde zuerst die Sprache verwirrt und dadurch wurde aufgehört an dem Turm weiterzubauen, in Echt hat aber der Turm nach und nach Risse bekommen, dann hat man nach und nach die Ruine abgebaut-dekonstruiert und dann setzte die Verwirrung ein. Wobei Verwirrung klingt wirklich negativ, man kann es auch als Geburt einer neuen Vielfalt sehen.
Man könnte ja auch noch weiter gehen: in der Bibel brachen danach die Leute in unterschiedliche Richtungen auf; das könnte die neue Religiösität und die "Journey to God" sein.

 
At 2/09/2005 6:16 PM, Blogger Josha Eisenhut said...

Auch wenn das Bild auf den ersten Blick attraktiv erscheint, führt es für mich zu föschen Kausalzusammenhängen.
Auch nehme ich die Postmoderne nicht so verwirrt wahr, wie manch` Verfechter der Moderne dies tut.
Für den modern geprägten und lebenden menschen ist die Postmoderne verwirrend- richtig.
Für viele postmodern geprägte Leute ist es einfach Fakt und sie haben sich damit zurecht gefunden.
Es bringt meiner Meinung nach nichts, entweder Moderne oder Postmoderne zu werten.
Genausowenig wie ich Antike gegen Mittelalter aufwiegen möchte...

 
At 2/09/2005 8:52 PM, Blogger marlster said...

Arne, cooles Bild! Es hat einige gute Zusammenhänge. Ist aber auch etwas problematisch, weil es so in die Wertungsrichtung geht (Arroganz, Strafe...).

 
At 2/10/2005 12:18 AM, Blogger jansalleine said...

Arne, jetzt ist langsam echt mal gut. Die Welt und auch der Mensch darin, ist seit Menschengedenken gleichmäßig beschissen und wird es auch bis an das Ende aller Tage bleiben.

Im Grunde habe ich ja gar nichts gegen "Kategorisierung", aber Du musst bedenken, daß die Vokabel "Postmoderne" im Grunde genommen nur deswegen erfunden wurde, um das Fehlverhalten einer ganzen Generation (oder im schlimmsten Falle sogar mehrerer Generationen) zu rechtfertigen.

Das mir bekannte höhere Ziel, was Du mit der Adaption dieser Strukturierung anstrebst, nämlich den Menschen besser in seiner Grundsituation zu verstehen, ist ein gutes Ziel, wirst Du aber meiner Meinung nach auf diese Weise, auf lange Sicht gesehen, aus den Augen verlieren.

Ich mag mich dabei vielleicht irren. Und ich hoffe, um deinetwillen, daß ich mich irre und daß Dein DDR-Kind Background (verzeih, wenn ich das so sage) Deinen Blick für Geschichte geschärft hat und ich im Grunde genommen nach diesem System betrachtet nur ein "Produkt und Opfer/Täter der Postmoderne" bin.

Gerade deshalb weigere ich mich vielleicht, diese Struktur in meinem Denken zu übernehmen.

Dennoch bin ich sehr interessiert, auf das Tot-Schlag-Argument zu treffen, daß selbst mir, als Semi-Nihilisten, die Augen öffnet :-)

 
At 2/13/2005 4:10 PM, Blogger Arne Bachmann said...

Ja dann sach ich mal wieder was:
ich denke auch: es war nur n Gedanke, den ich angedacht habe. Ich denke überhaupt gerne mal viel an ohne es zuende zu denken. Dann schmeiß ich eben sowas in die Runde. Weiß noch nicht, obs nicht irgendwie schon brauchbar ist, wenn man ne Metapher braucht. Metaphern sind ja auch eigentlich nie wirklich schlüssig und spitzfindige Menschen (die durch Gottes Gnade immer weniger werden:-D) finden immer was. Aber stimmt: sie hat definitiv Schwachstellen.

Noch @Jan:
Der zweite Absatz ist natürlich pauschalisiert und zugespitzt und ich weiß was du sagen willst. Trotzdem würde ich mal behaupten, dass man nicht falsch läge, zu sagen, dass er nicht viel wahres enthällt. (boaaah wasn fürne scheiß Formulierung).
Weil es ist keine Generationensache. Es gab Vordenker und man kann nun nicht sagen, dass die eine Generation rechtfertigen wollten, ganz einfach weil es so eine Generation nicht gab. Im Gegenteil haben diese Vordenker erst solche "Generationen" hervorgebracht.
Beispiel: Nietzsche: wenn der sagt: der Horizont ist weggewischt, hat das im Gewissen Sinne schon was Postmodernes. Er selber hat gesagt: ich bin zu früh gekommen.

Ich will dich um Gottes Willen nicht zur Postmoderne bekehren. Wenn du dich gegen so kategorisierungen wehrst hat das irgendwie schon etwas Postmodernes.

Zu dem ersten Absatz: wie hier schon angeklungen ist: niemand sagt: Postmoderne ist was tolles. Es ist halt was anderes. Bei der Industrialisierung kann man auch positive (Technologie) und negative (soziale Frage) Seiten erkennen. Nur niemand wird leugnen können, dass sich durch die Erfindung der Dampfmaschiene viele Sachen verändert haben.


@Mat: auch das find ich wieder schlüssig und interessant.

 

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